Viz deine Doktorarbeit!
Visualisierung historischer Daten aus 3 Doktorarbeiten
Eine Zusammenarbeit zwischen Doktoranden am Ende ihrer Promotionsreise, die darauf abzielt, Teile ihrer Forschung durch Datenvisualisierung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Team
Forscherin im Bereich Datenvisualisierung Aida Horaniet Ibañez
Historiker Suzana Cascao, Irene Portas Vázquez and Daniel Richter
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, bei der Historiker mit dem gesamten Prozess von der Datenerhebung bis zur Visualisierung vertraut werden. Dabei wurden visuelle Darstellungen zur Fehlererkennung und Überprüfung erster Hypothesen erstellt sowie zur Kommunikation von Erkenntnissen nutzen und so einen anderen Einstiegspunkt für ihre Dissertationen schaffen, der für verschiedene Zielgruppen zugänglicher ist. Andererseits hat die Datenvisualisierungsforscherin die Möglichkeit, drei sehr unterschiedliche historische Datensätze in Bezug auf Größe, Umfang und historische Herausforderungen zu untersuchen.
Während dieser Übung beobachteten wir einige interessante Paradigmenwechsel, Chancen und Herausforderungen, wie z. B. den Übergang von Text zu Grafiken als zentrales Element der Kommunikation, wobei das richtige Maß an Komplexität und Details über den Prozess beibehalten wurde, oder die Lernkurve im Zusammenhang mit Datenvisualisierungstools.
Daniel Richter
Umnutzung historischer Zivilstandsregister zur Schließung von Datenlücken
Daniel Richter arbeitete mit den Volkszählungsbögen von 1895 bis 1935, die Informationen über die Lebensumstände, Familien und Berufe der Bevölkerung lieferten, aber für einige Zeiträume sind diese nicht erhalten geblieben. Während seiner Promotion erkannte er das Potenzial der standesamtlichen Geburts- und Heiratsregister in Luxemburg. Diese wurden zwar bereits für Hintergrundüberprüfungen oder zur Ermittlung von Familienbeziehungen von Einzelpersonen verwendet, jedoch nicht für quantitative Forschung. Diese Register sammelten ähnliche Daten wie die Volkszählungen und waren für jedes Jahr zwischen 1798 und 1923 durchgängig verfügbar. Er versuchte also, diese als Ersatz für die fehlenden Volkszählungsdaten zu verwenden, um die Annahme zu untersuchen, dass Luxemburg im Gegensatz zu den meisten Industriezentren zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine echte „proletarische“ Klasse entwickelte, und um die Veränderung des dörflichen Verhaltens hin zu einem urbanisierten Verhalten der Bevölkerung von Esch zu verfolgen.
Suzana Cascao
Landbesitz, Familienverläufe und demografische Veränderungen um die Jahrhundertwende
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit über die obere Mittelschicht in Esch-sur-Alzette stellt die Datenvisualisierung ein Kapitel dar, an dem sie fast zwei Jahre lang gearbeitet hat und für welches sie Daten über Landbesitz zwischen dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gesammelt hat. Dieser Datensatz stammt von der Administration du Cadastre et Topographie und enthält Daten über alle Grundbesitztransaktionen in Esch. Das begreift den Verkauf, Kauf oder Übertragung von Land an ein Familienmitglied ein. Für die Analyse wählte Suzana 20 Landbesitzer aus, deren Transaktionen sie über deren gesamtes Leben hinweg verfolgte, mit dem Ziel, deren Beziehung zum sozialen Raum in der Stadt inmitten des Industrialisierungsbooms zu ermitteln.
Irene Portas Vázquez
Smuggling Stories: Eintauchen in die Grenze zwischen Frankreich und Luxemburg (1921–1937)
Irenes Forschung befasste sich mit verdeckten, grenzüberschreitenden Aktivitäten zwischen Frankreich und Luxemburg in der Zwischenkriegszeit. Im Zollmuseum in Bordeaux fand sie ein wertvolles Archiv: ein von 1921 bis 1937 geführtes Register, das detaillierte Informationen über einzelne Schmuggelfälle enthielt. Daraus erstellte sie eine Datenbank, um zu verstehen, welche Waren und in welchen Mengen geschmuggelt wurden, wer die Schmuggler waren und wie sich diese illegale Praxis im Laufe der Jahre entwickelte. Diese Daten lieferten ihr zahlreiche Informationen über den sozialen und wirtschaftlichen Kontext an der französisch-luxemburgischen Grenze in den 1920er und 1930er Jahren: Lebensmittel, die Rolle von Frauen und Kindern oder Zeiten der wirtschaftlichen Flaute. Diese Beobachtungen ermöglichen es uns, den Schmuggel nicht als kriminelle Aktivität, sondern als verstrickt in seinen historischen Kontext zu betrachten.